In Gavirate duften wir 2.5 Wochen bei besten Bedingungen trainieren, nur drei Trainings mussten wir wegen Wind oder Nebel auf den Ergometer verschieben. Es war das erste Trainingslager mit unserem neuen Headcoach Ian Wright. Ian ist in der Ruderszene sehr bekannt, dank seiner vielen Erfolge (z.B. 2016 Olympia Gold Schweizer Leichtgewichts 4-), doch auch durch seine taffe, strikte und erbarmungslose Art. Sein Ruf ist definitiv gerechtfertigt, wir haben schnell bemerkt, was er von uns abverlangt und erwartet. So haben wir in dieser Zeit insgesamt 76 Stunden trainiert, darin 534 Kilometer gerudert, 15 Stunden Krafttraining absolviert und 7 Stunden auf dem Ergometer verbracht.
Wir hatten nur Zweier und Doppelvierer für uns Frauen dabei, somit konnten wir in diversen Kombinationen und an verschiedenen Positionen im Boot trainieren. Da unsere Gruppe seit dem Herbst etwas grösser geworden ist, gab es viele Kombinationen zum Testen. Mittlerweile ist meine Gruppe auf sechs Frauen in der offenen Klasse angewachsen. Mit drei Frauen-Doppelzweiern gleichzeitig auf dem See war der Ehrgeiz schnell geweckt, jedes Boot wollte das Schnellste sein. So wurde sogar aus einem Techniktraining ein Rennen. Ich glaube, Sportler/innen ticken einfach so und niemand will verlieren. Wir haben es uns also etwas strenger gemacht, als es hätte sein müssen.
Umso länger das Trainingslager wurde, desto schwieriger wurde es, die vorgegebenen Schnitte zu fahren und die Konzentration für das ganze Training hochzuhalten. Die Müdigkeit wurde mit jedem Training grösser, ab und zu half am Abend ein gutes italienisches Gelato aus, um die Stimmung und Motivation wieder zu heben.
Die obligate Abschlussbelastung mussten wir wegen sehr dichten Nebels auf den Ergometer verschieben. Um es etwas spannender und unterhaltsamer zu gestalten, absolvierten wir sie in Zweierteams (jeweils ein Mann und eine Frau). Mit Nils Schneider als Partner haben wir hauchdünn gewonnen und uns ein Nachtessen, spendiert vom Headcoach, definitiv verdient. Ein sehr unterhaltsamer Abschluss eines langen Lagers.
Für mich verlief das Trainingslager sehr erfreulich und ich konnte mich persönlich weiterentwickeln. Ich konnte jeweils viel von den Anderen profitieren und mitnehmen. Bei allen wichtigen Trainingsbelastungen fand ich mich auf der Rangliste sehr weit oben wieder. Ein zusätzliches Highlight für mich war die Ankunft der Leistungssportabteilung des RCZ in der zweiten Woche. Viele bekannte Gesichter und ein wenig Ablenkung vom strengen Trainingsalltag.
Am Ende der 2.5 Wochen reiste ich zufrieden und sehr müde wieder nach Zürich. Doch lange ausruhen war nicht angesagt, denn am Dienstag (zwei Tage später) wurden wir bereits wieder in voller frische für sechs Tage in Sarnen erwartet.
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